Arm- und Handschutz
Arme und Hände waren die wichtigsten Werkzeuge eines Ritters. Ihre Kraft und Ausdauer wurden gefordert, wenn in der Schlacht oder bei einem Turnier über Stunden hinweg schwere Waffen geführt werden mussten. Ob Schwert, Morgenstern oder Streitaxt – die beliebten Angriffswaffen des Mittelalters brachten nicht selten mehrere Kilogramm Gewicht auf die Waage, die nicht nur einfach angehoben und gehalten, sondern auch mit Kraft und Ausdauer geschwungen werden mussten.
Gleichzeitig wurden die Arme im Kampf mit am meisten in Mitleidenschaft gezogen und erlitten leicht Verletzungen. Kampfszenen in Hollywoodfilmen sehen spektakulär aus. In präzisen, eleganten Bewegungen schwingen Ritter ihre Waffen, die mit höchster Präzision ihr Ziel erreichen. Sicher waren Ritter im Mittelalter gut ausgebildete und in etlichen Stunden harten Trainings geschulte Kämpfer, im realen Schlachtgetümmel hatte der Kampf Mann gegen Mann trotzdem sicher wenig mit den choreografierten Bewegungsfolgen auf der Leinwand zu tun. Ein Schwerthieb, der sein Ziel verfehlt oder von der Parade nicht perfekt abgewehrt wird, trifft in vielen Fällen vor allen Dingen die Arme des Gegenübers.
Gleichzeitig konnte schon ein leichter Treffer an den ungeschützten Armen schwere Verletzungen verursachen und den Ritter oder Soldaten kampfunfähig und wehrlos machen. Wer seine Waffe nicht mehr halten konnte, war meist dem Tod geweiht. Weil Kämpfer dies durchaus wussten, waren die Arme des Gegners beliebte Angriffsziele. Gleichzeitig wurde einiger Aufwand betrieben, sie vor Verletzungen zu schützen.
Beinschutz
Ein mittelalterlicher Soldat musste im wahrsten Sinne des Wortes gut zu Fuß sein. Die wenigsten Schlachten fanden bildlich gesprochen direkt vor der Haustür statt. Grade große Schlachten wurden weit entfernt der Heimat, tief im Feindesland geführt. Ein besonders herausragendes Beispiel sind hier wohl die Kreuzzüge. Drei Jahre und rund 3.000 Kilometer lagen zwischen dem Ruf Papst Urban II. und dem Einmarsch der Kreuzfahrer im Gelobten Land, die zwar auch zur See, in weiten Teilen aber „auf Schusters Rappen“ zurückgelegt wurden. Nur die vergleichsweise geringe Zahl der Hochwohlgeborenen bestritt die Reise auf dem Rücken eines Pferdes, die überwiegende Mehrheit legte die beschwerlichen Reisen zu Fuß zurück.
Wenig verwunderlich, dass Beine und Füße für einen Krieger von elementarer Bedeutung waren. Gegen die Folgen der langen Fußmärsche ließ sich wenig ausrichten. Neben Krankheiten und Hunger war es sicher pure Entkräftung, die Heere oft deutlicher dezimierte als die eigentlichen Schlachten. Doch auch wer das Schlachtfeld erreichte und dem Gegner Auge in Auge gegenüberstand, musste sich Gedanken um seine Beine machen. Ein Treffer des Gegners oder ein Sturz vom Pferd, der zu einer schweren Verletzung der Beine führte, musste den Krieger zwar nicht sofort das Leben kosten, wer sich in deren Folge aber nicht mehr auf dem Pferd halten oder nicht mehr ausdauernd laufen konnte, der war oft ebenso dem Tod geweiht. Dabei bedurfte es nicht einmal schwerster Verletzungen oder Knochenbrüche, schon eine einfache Schnittverletzung konnte unter den hygienischen Bedingungen des Mittelalters Entzündungen nach sich ziehen, die leicht lebensbedrohliche Ausmaße annehmen konnten.
Ritter waren dabei nicht weniger gefährdet, als der einfache Fußsoldat. Im Gegenteil lagen die Beine eines berittenen Kämpfers noch eher in der Reichweite der Waffen eines Fußsoldaten. Entsprechend wichtig war es, die Beine so gut wie möglich zu schützen.