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Kettenhemd vernietet

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Das Kettenhemd ist zu Recht, wie kaum ein anderer Rüstungsbestandteil, das Symbol der Ritterschaft des Mittelalters. Entsprechend hoch ist sein Stellenwert in LARP, Schaukampf und Reenactment. Für viele Enthusiasten ist das eigene Kettenhemd der erste Schritt einer oft langjährigen Reise, zurück ins Mittelalter. Die markante Optik weist seinen Träger bei jedem Treffen als Kämpfer aus und kann dabei sowohl mit einfacher textiler Gewandung kombiniert werden oder auch Bestandteil einer umfangreichen Ausrüstung, bis hin zur Plattenrüstung sein.

ZWEI JAHRTAUSENDE ERFAHRUNG

Kettenhemden können durch archäologische Funde bis zurück in die Antike nachgewiesen werden. Die grundlegende Technik hat sich in all den Jahrhunderten kaum verändert. In hunderten Stunden Handarbeit formte ein Waffenschmied Eisen zu Draht, den er anschließend zu einzelnen Ringen bog. Zehntausende dieser gleichmäßigen Ringe bildeten schließlich ein Kettenhemd.

Europäische Waffenschmiede des Mittelalters bevorzugten für die Fertigung das sogenannte 4-in-1 Kettengeflecht. Je ein Ring wurde hierbei aufgebogen und vier weitere eingehängt. Jeweils zwei der so entstandenen Kettensegmente wurden wiederum mit einem weiteren Ring verbunden, der seinerseits vier Ringe, zwei des einen und zwei des anderen Segments, miteinander verkettete. So entstandene Teilstücke aus nun jeweils 11 Ringen wurden wiederum auf die gleiche Weise verknüpft, so dass nach und nach beliebig große Kettengeflechte entstanden. Mit dieser Methode konnten jedoch nur gleichmäßig viereckige Grundformen gebildet werden. Durch das Einsetzen sogenannter Leerringe, an ausgewählten Stellen, war jedoch eine lokale Erweiterung oder Verengung des Geflechts möglich. Ein solcher Leerring umschloss seinerseits nur drei benachbarte Ringe. Ohne eine optisch auffällige Veränderung der Struktur zu erzeugen, konnten mittels Leerringen und anderen Techniken wie sogenannten Löchern und Knoten individuelle Passformen entstehen.

Insgesamt erforderte die Herstellung eines Kettenhemdes nicht nur handwerkliches Geschick, Geduld und Ausdauer, sondern vor allen Dingen Erfahrung, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen, die ein Maximum an Passgenauigkeit und Schutzwirkung vereinten. Wenig verwunderlich, dass es sich im Mittelalter nicht um Massenware, sondern um teure Einzelanfertigungen handelte, die entsprechend zahlungskräftigen Kunden vorbehalten blieben.

UNVERNIETETE KETTENHEMDEN? LUXUS FÜR EINSTEIGER

Die beschriebene Bauweise verleiht einem Kettenhemd hohe Belastbarkeit und Stabilität bei gleichzeitig hoher Flexibilität des Gewebes. Ein Kettenhemd schützt seinen Träger zuverlässig vor scharfen Klingen und leichteren Stichen. Unzerstörbar ist es dabei natürlich nicht. Die Ringe, die dem Kettenhemd im Verbund seine Widerstandskraft verleihen, sind gleichzeitig sein Schwachpunkt. Einzelne Ringe erliegen im Kampf oder auch durch Verschleiß hoher Belastung. Sie können brechen, vor allen Dingen aber an der produktionsbedingten Öffnung aufbiegen. Eine Klinge, die in einen einzelnen Ring stößt, kann hierfür ebenso verantwortlich sein, wie starker Zug, zum Beispiel durch ein Hängenbleiben. Zwar fügt der Ausfall einzelner Ringe, dank der aufwendigen Grundkonstruktion, dem Kettenhemd als Ganzem nur geringen Schaden zu, langfristig macht sich die Beanspruchung jedoch bemerkbar, beschädigt die Optik und beeinträchtigt die Schutzwirkung.

VERNIETETE KETTENHEMDEN? EFFEKTIVE DETAILARBEIT

Die Gefahr des Aufbiegens einzelner Ringe ist die größte Schwäche eines unvernieteten Kettenhemdes. Schon im Mittelalter nahmen Waffenschmiede deshalb zusätzliche Mühen auf sich, um dies Schwachstelle zu beseitigen, indem die Nahtstelle eines Rings geschlossen wurde. Die geeignete Methode hierbei war das vernieten. Die offenen Enden jedes einzelnen Rings wurden hierzu plattiert, übereinandergelegt, gelocht und mit Keil- oder Rundnieten verschlossen.

Um den enormen Aufwand, der mit dieser Technik in Handarbeit verbunden war, zu reduzieren, wurde nicht jeder einzelne Ring vernietet. Um fünf Ringe miteinander zu verbinden, ist bei der 4-in-1 Methode nur ein offener Ring erforderlich. So ist es möglich, Kettengewebe aus wechselnden Reihen vernieteter und gestanzter Ringe ohne Öffnung herzustellen.

Da das Stanzen mit den technischen Möglichkeiten des Mittelalters ebenso aufwendig gewesen sein dürfte, bleibt bei historisch vollkommen authentischen Kettenhemden wohl nur die Wahl zwischen vollständig aus genieteten oder zumindest zur Hälfte aus unvernieteten Ringen gefertigten Kettenhemden.

AUTHENTIZITÄT, QUALITÄT UND PREIS

Im Zeughaus findest Du eine große Auswahl unterschiedlicher Kettenhemden in unterschiedlichen Passformen, und Größen. Dabei hast Du die Wahl zwischen verschiedenen Materialien und Qualitäten. Wir führen sowohl unvernietete Kettenhemden als auch vollständig vernietete und solche, die vernietete und unvernietete, gestanzte Ringe kombinieren.

In erster Linie ist die Entscheidung für ein Material und seine Verarbeitung natürlich eine Frage Deines Budgets. Ob die einzelnen Ringe aus Edelstahl, Aluminium oder sogar Titan bestehen, beeinflusst nicht nur ihr Gewicht und ihre Widerstandsfähigkeit, es wirkt sich auch maßgeblich auf den Preis aus. Zwar musst Du heute keinen Adelstitel mehr tragen, um Dir den Luxus eines vernieteten Kettenhemdes leisten zu können, trotzdem ist es nach wie vor ein Luxus, der Dir jedoch langfristig sehr viel Freude bereiten wird.

Willst Du dich selber als Waffenschmied versuchen, findest Du bei uns außerdem alle Arten von losen Ringen, Rundringen, Flachringen,  unvernietet, solide geschlossen oder auch mit den zugehörigen Nieten.

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