Die Tunika war eines der meistgetragenen Kleidungsstücke des Mittelalters. Ursprünglich in der Antike als Unterkleidung benutzt, entwickelte sich die Tunika im Mittelalter zur Oberbekleidung bei Armen und Reichen gleichermaßen. Niedere Stände fertigten ihre Tuniken meist aus regional verfügbaren und leicht zu verarbeitenden Materialien wie z.B. Leinen oder Wolle. Adelige dagegen ließen die Tuche für ihre Tuniken gern aus fernen Ländern importieren, um sich Tuniken aus z.B. Seide und mit aufwendigen Webmustern herstellen zu lassen. Zudem trugen Adelige ihre Tunika gern besonders lang, um zu zeigen, dass sie sich große Mengen teurer Stoffe leisten konnten. Auch Farben wurden gern zur optischen Abgrenzung von den naturbelassenen und ungefärbten Tuniken der niederen Stände benutzt.
Die Tunika im Wandel der Zeit
Der Zeitraum des Mittelalters, der von dem 6. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhunderts datiert wird, wird in drei Epochen unterteilt: Das Früh-, Hoch-, und Spätmittelalter.
Im Frühmittelalter war die Tunika des Durchschnittsmenschen noch sehr schlicht. Der Schnitt war simpel und Fundstücke zeigen wenig Variation. Das änderte sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte, sodass im Hochmittelalter deutlich mehr Individualisierung, Variation und komplexere Schnitte zu finden sind. Besonders der Adel entwickelte seine Tunika durch Anpassungen des Schnittmusters stetig weiter, bis die Tunika der Adeligen mit denen der Bauern optisch nichts mehr gemein hatte. Die Kleidung der Reichen wurde immer eng anliegender und körperbetonter, wogegen die Bauern und anderen niederen Stände aufgrund ihrer körperlichen Arbeit nach wie vor auf bequeme und weite Kleidung angewiesen waren.
Im weiteren Verlauf, dem Spätmittelalter, legten die Menschen (und vor allem die Adeligen) immer mehr Wert auf Mode und individuelle Kleidung. Schnitte entfremdeten sich immer weiter vom ursprünglichen Kleidungsstück und gleichzeitig wurden gänzlich neue Kleidungsstücke von Grund auf neu entwickelt. So verschwand die klassische Tunika mit den Jahren aus der Mode und verlor ihre Bedeutung.
Fundorte mittelalterlicher Tuniken
Da Tuniken aus Naturmaterialien gefertigt wurden, die im Alterungsprozess leicht zersetzt werden, sind nur sehr wenige Fundstücke so gut erhalten, dass man sich ein umfassendes Bild einer mittelalterlichen Tunika machen könnte. Daher werden die meisten Schlussfolgerungen der heutigen Wissenschaft aufgrund von Textquellen und zeitgenössischen Bildern getroffen. Hier ist allerdings zu bedenken, dass meist nur Adelige über die Mittel verfügten, Texte und Bilder anfertigen zu lassen und dies auch oft zur Selbstdarstellung geschah. Deshalb ist über die Tuniken der niederen Stände deutlich weniger bekannt.
Die Mittelalter Tunika von Albrecht
Seit Stunden saß er nun schon im Sattel, eins geworden mit den schwakenden Bewegungen seines Rosses, auf dem Weg nach Mainz im Jahre 1184.
Der Kaiser hatte geladen und Albrecht hatte nicht lange gezögert. Seine blaue mittelalterliche Tunika hatte er als Ausdruck von Aufrichtigkeit und Treue auserwählt. Bereit dieses zu bezeugen und zu leben. War es dich mehr als er erhoffen konnte, als zweit geborener Sohn eines einfachen aber gottesfürchtenden Handwerkers aus dem Odenwald.
Sein Mut und seine ausgesprochene Reitkunst hatten Ihn zum landlosen aber glücklichen Ritter aufsteigen lassen. Die Wahl seines Obergewandes war wohl durchdacht. Knielang wärmte sie seine Beine. Die angebrachten Schlitze ließen Ihn auch solche langen Reisen bequem zu Roß sitzen. Und nicht zu vergessen verlieh Ihm jene Tunika den Respekt, gepaart von Anmut und Eleganz, welchen er bei seinesgleichen einforderte und von den Frauen erhoffte.
Noch war die Stadt nicht in Sicht, Ruhm und Ehre nicht erkämpft, doch der Himmel leuchtete in den Farben seiner Mittelaltertunika. Er und die Welt waren vereint.